Drysuit-Instructor werden? Das Bild oben zeigt eine Gruppe von IDC-Kandidaten während der Freiwasser-Einheit der Prüfung (PADI IE). Ich kann mich noch gut erinnern: Es muss 2011 gewesen sein, es war Anfang Dezember, in der Nacht vorher hatte es kräftig geschneit und mir ist die Bewertungstafel am Autodach festgefroren. Aber als ich das Bild eben „wiederentdeckt“ habe, brachte mich das auch auf einen ganz anderen Gedanken:

Im Verlauf jedes IDCs stellen sich die Kandidaten irgendwann die Frage, ob sie Instructor-Specialties machen wollen / sollen und wenn ja, welche. Beliebt sind – neben dem nicht diskutierbaren „Must Have“ Nitrox – vor allem Abenteuer-Specialties wie Tieftauchen, Wrack und Nacht. Und auch eher technische Themen wie Gasblender, Equipment oder auch Sidemount werden immer gerne ins Auge gefasst.

Ganz im Gegenteil zu einem Spezialkurs, das viele gar nicht auf dem Schirm haben bei ihren Überlegungen, obwohl sie es selber meistens intensiv betreiben: das Trockentauchen. Und dabei gibt es eine Reihe guter Gründe, warum man Drysuit-Instructor werden sollte und warum es leicht ist, seine Tauchschüler von diesem Specialty zu überzeugen. Denn Trockentauchen bietet viele Vorteile, sieh Dir nur die Gesichter der Taucher im Schnee auf dem Foto an. Und das Trockentauch-Specialty ist relativ schnell durchzuführen und stellt die Tauchschüler vor neue Herausforderungen.

Es folgen 5 gute Gründe, Drysuit-Instructor zu sein und deine Schüler fürs Trockentauchen zu begeistern:

1. Trockentauchen verlängert die persönliche Tauchsaison.

Während die meisten Nass- oder HT-Anzugbesitzer spätestens zum Ende des Herbstes nicht mehr ernsthaft darüber nachdenken, in einen heimischen See zu springen, lässt dieser Gedanke einen Trockentaucher völlig unbeeindruckt: Schließlich sind Trockis ja genau für diese Kaltwasserbedingungen gemacht. Wer also trocken taucht, taucht mehr und meistens auch länger. Und erlebt dabei die heimischen Gewässer häufig mit ungewöhnlich guten Sichtweiten und aufgrund der abgestorbenen Vegetation und der zum großen Teil „verschwundenen“ Fische ganz anders. Oder man erlebt – entsprechendes Interesse und natürlich eine entsprechende Ausbildung vorausgesetzt – die ansonsten so bekannten Gewässer sogar völlig neu im mystischen Licht unter einer geschlossenen Eisdecke.

2. Mit dem Trocki ist man flexibel.

Interessant für den Drysuit-Instructor: Trockentauchen in heimischen Seen ok. Aber Trockentauchen in Ägypten, im Mittelmeer, im Atlantik? Aber natürlich! Wer einmal die nassen frierenden Taucher auf der Rückfahrt in Richtung Hafen im Fahrtwind stehen sieht, wird seinen Trocki einmal mehr lieben. Einfach einen dünneren Unterzieher auswählen, und schon ist der Eistauch-Anzug perfekt fürs Mittelmeer im September. Und dann gibt es auch noch Tauchplätze, die ohne Trockentauchanzug überhaupt nicht betauchbar sind, wie manche Flüsse, norwegische Fjorde oder Bergseen. Für Nasstaucher sind hier die auszuhaltenden Wasserzeiten schlicht zu kurz, als dass sich ein Tauchgang lohnen würde.

Und während des Kurs es hast du ausreichend Gelegenheit, Deinen Schülern die verschiedenen Materialien vorzustellen und sie ggf. ausprobieren zu lassen. So begeisterst Du sicher den einen oder anderen für einen Equipmentkauf, der  vordem nicht unbedingt anstand.

3. Trockentauchen ist sicherer.

Tatsächlich: Frieren ist nicht nur eine unangenehme Begleiterscheinung beim Tauchen in kaltem Wasser, sondern es ist auch ein Sicherheitsfaktor. Denn zum einen gefährdet man seine Gesundheit, denn man erkältet sich schnell, wenn man im Wasser friert und auch nach dem Tauchgang gar nicht richtig aufwärmen kann, bevor es zum nächsten Tauchgang ins Wasser geht. Im Trockentauchanzug bleibt man auch während der Obberflächenpausen wärmer.

Drysuit-Instructor Der zweite Sicherheitsaspekt – für den Schüler und den Drysuit-Instructor – ist direkter als die drohende Erkältung. Denn durch den Wärmeverlust während des Tauchens in kaltem Wasser in einem Nasstauchanzug verringert sicht der Blutfluss in Armen und Beinen, wodurch der Rumpf stärker durchblutet wird. Eine Funktion, um lebenswichtige Organfunktionen zu erhalten. Dadurch wird aber beim Taucher gleichzeitig in den Extremitäten der im Blut gelöste Stickstoff eingeschlossen, die Dekompression wird verlangsamt. Die Gefahr einer Dekoproblematik steigt. Und man muss außerdem ohne Trocki auch noch schneller auf die Toilette…

4. Der Trockentauchkurs verbessert auch allgemeine Tauchfertigkeiten.

Nicht nur, dass man einiges über Anzugtypen, Materialien, vor- und Nachteile erfährt. In der Praxis erleben die Schüler auch ein völlig neues Tauchen: Mit einem zweiten, unabhängigen Tariersystem (dem Trockentauchanzug) fühlt sich zunächst fremd und gewöhnungsbedürftig an. Damit umzugehen und den Anzug in Kombination mit dem Jacket und der Lunge zur Tarierung einzusetzen benötigt einiges an Feingefühl und Übung. Und ist deshalb eine intensive Erfahrung für die Schüler, die wir Instructoren nach dem xten Trocken-Tauchgang vielleicht gar nicht mehr immer nachvollziehen können.

Wenn die Schüler den ungewohnten Trockentauchanzug einmal im Griff haben, verbessert sich meistens ganz automatisch auch ihre Wasserlage und ihr Trim. Und davon profitieren sie letztlich auch beim nächsten Tropenurlaub.

5. Einen Trockentauchkurs kann der Drysuit-Instructor immer gut verbinden.

Zum Beispiel führt die Materialkunde, in der Du Deinen Schülern verschiedene Materialien wie Anzüge aus Neopren, Crushed-Neopren, Trilaminat oder Nylon,  Unterzieher,  Kopfhauben und Handschuhsysteme zeigst möglicherweise zum Wunsch, mehr über Equipment zu erfahren. Oder vielleicht möchte Dein Schüler die Vorteile des Trockentauchanzugs in einem Gewässer ausprobieren, wo man richtig davon profitiert. Vielleicht sprecht Ihr auch über ein Paket, bestehend aus Ausrüstung (dem Trocki) und einem Goody (dem Kurs). Wie auch immer: Es bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, den Trockentauchkurs nicht isoliert sondern als Teil eines Pakets zu sehen und zu vermarkten. Und das in Zeiten, in denen viele Ihr Equipment bis auf weiteres „einlagern“.

Fazit:

Gerade in der kalten Jahreszeit gehen einem manchmal die Argumente aus, weshalb ein Schüler gerade jetzt an einem Kurs teilnehmen sollte. Wassertemperaturen im einstelligen Bereich, Regen, Wind und Schnee machen es einem auch nicht gerade leicht. Aber wer einmal im Unterzieher (am besten mit Sitzheizung) zum See gefahren ist, dort nur noch seinen Trocki, die Handschuhe und die Kopfhaube anziehen muss  und dann ins Wasser springen kann, der ist meistens von den Vorzügen mehr als überzeugt.

Das Trockentauch-Specialty ist ein Kurs, der Spaß macht, dabei nicht allzu sehr zeitaufwendig ist und der perfekt in die kalte Jahreszeit passt. Und wenn Deine Schüler Gefallen daran finden, im Trockentauchanzug zu tauchen, werden sie vielleicht zu aktiveren und begeisterten Ganzjahrestauchern.

 

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